Mittwoch, 13. Mai 2015

Bewegung in der Schwangerschaft II



Ich gebe es zu, was Ratgeber und im Internet rumlesen angeht, bin ich genau so, wie jede andere Schwangere: Ich versuche alles, was ich in die Finger bekomme in mich aufzunehmen und natürlich auch anzuwenden. 
Deshalb standen bei mir natürlich auch die typischen Schwangerensportarten auf der Liste - Schwimmen, Yoga, Spazieren... 

SCHWIMMEN:


Ähm nun ja, wenn man ein Projekt als gescheitert sehen darf, dann sind es meine Schwangerenschwimmversuche. Diese endeten nämlich genau dort, wo sie beginnen sollten: in der Umkleidekabine - oder, um nicht unfair zu mir selbst zu sein, in diversen Umkleidekabinen. Ich habe einfach keinen Badeanzug oder Bikini gefunden, in dem ich mich in ein öffentliches Schwimmbad getraut hätte. Punkt. 
Nach dem dritten Versuch mich für ein derartiges Vorhaben einzukleiden, habe ich mir gesagt, dass dies nun einfach nicht meine Schwangerensportart wird und beschlossen, dass es für mein Selbstbewusstsein besser wäre, mit dem Anprobieren aufzuhören, das Schwimmen von der Liste zu streichen und nach Vorne zu sehen. - Ein grosses Dankeschön Richtung Himmel, dass unser Geburtstermin Mitte Juni liegt und ich wenigstens nicht schwanger zum Badespass muss...  
Wie ich meinen Nachschwangerschaftskörper dann für den Hochsommer am See verpacke, wird verdrängt, bis es soweit ist. 

GEBURTSVORBEREITUNGSKURS - KÖRPER:

"Unser" Krankenhaus (CHUV, - jaha hier war der Schumacher auch schon Patient) bietet tollerweise viele verschiedene Geburtsvorbereitungskurse an. Natürlich ist es einem selbst überlassen, woran man genau teilnehmen möchte. Als vorbildliche Schwangere (um mich nicht als übertrieben hysterisch zu beschreiben) habe ich mich, beziehungsweise uns, neben dem Besuch des Kreißsaals und der klassischen Vorbereitung mit Partner und dem Kurs nur für Väter (so aufgeschrieben wirkt es dann doch übertrieben), also ich habe mich NICHT (demhimmelseidank) für den Körperkurs im Schwimmbad angemeldet, sondern für die normale Schwangerengymnastik. 

Hier habe ich mich dann über vier Wochen je einmal die Woche mit anderen Frauen ausgetauscht, geatmet, massiert und versucht zu entspannen. Ich gebe zu, mir hat dabei die Bewegung ein bisschen gefehlt. Der Austausch mit den anderen Frauen war super und die Tipps der Hebamme sicher hilfreich, aber ich hätte mir von so einem Kurs einfach mehr versprochen. Weniger Entspannung durch Meditation und mehr durch - ja Bewegung. Das ist aber natürlich ganz persönlich und hat mich trotz allem insofern weitergebracht, als dass ich jetzt sagen kann, dass ich eben nicht unbedingt der Meditations- und Massagetyp bin, sondern besser "runterkomme", wenn ich mich ein bisschen ausgepowert habe... soweit das eben in diesem Zustand möglich ist.  

YOGA: 

Yes. Und nun zu den erfolgreicheren Projekten. 
Auch wenn es sich jetzt nach meinem Kommentar zum Geburtsvorbereitungskurs (zuviel Entspannung und Meditation) vielleicht komisch anhört - ich liebe Yoga. Um mich gleich zu verteidigen - ich liebe schweisstreibendes Yoga. - Klar, mit einer Entspannungseinheit am Ende, aber bitte einer, die ich mir vorher verdient habe. Für Leute aus Lausanne - mein Lieblingsstudio (auch wenn ich eigentlich kein anderes ausprobiert habe - ist das "yogaworks". Die haben nicht nur einen super Stundenplan, wo man immer eine passende Stunde für sich findet, sondern auch super Lehrer. Einziger Nachteil - das wissen viele und es ist oft super voll - also immer früh genug da sein. Ok, das mit dem einzigen Nachteil war gelogen - zweiter Nachteil: sie bieten keine Schwangerenkurse an. 

Pffff. Bei meinen Recherchen bin ich dann auf 100%Yoga gestossen, die Kurse sowohl in Genf, als auch in Lausanne anbieten. Was wirklich super ist: YogaPrenatal wird alleine in Lausanne dreimal wöchentlich angeboten und für YogaPostnatal nach der Schwangerschaft gibt es zwei Kurse wöchentlich, an denen man dann sogar mit Baby teilnehmen kann. Man muss sich also nicht für einen Kurs einschreiben, sondern kann entweder pro Kurs bezahlen oder mit einer Zehnerkarte zu den Kursen gehen, die zeitlich am besten passen. Ich finde, dass das ein super System ist, weil man sich so nicht auf einen Tag und eine Uhrzeit in der Woche festlegen muss und weil man ja auch gerade in anderen Umständen nicht immer voraussehen kann, wie es einem an einem Tag so geht. Klarer Nachteil dabei ist, dass man hier nicht wirklich Kontakte zu anderen Mädels knüpft. Man kommt an, zieht sich um, macht Yoga und geht wieder - kleine Begrüssungen und Verabschiedungen mit denen, die man schon mal gesehen hat, sind meist dabei, aber Freundschaften oder gute Bekanntschaften entstehen so nicht. 

Klare Vorteile: das Yoga. Die Tipps für den Alltag. Die Übungen für die Beckenmodenmuskulatur. Die Atmungen. Die verschiedenen Positionen für die unterschiedlichen Phasen der Geburt. Das Angebot eines Kurses mit Papa, damit er auch mit ausprobieren kann. Ein Lehrer, der wirklich weiss, wovon er redet. Die Atmosphäre mit den weissen Vorhängen, orangenen Yogamatten, schönem Licht, Schaffellteppichen. Schwangerschaftskissen.  Top! 
Ja, hier wird auch geatmet und entspannt. Und ja, ich hatte beim ersten Mal ernsthafte Probleme damit, mit einem positiven Bild im Kopf, in meinen Bauch zu summen. Und das mein Lehrer seinen Urlaub in Südamerika mit Schamanen verbringt, erzähle ich gerne auch als lustige Anekdote. Und natürlich ist auch dieses Yoga nicht schweisstreibend. Wir sind ja schliesslich schwanger. 

Aber: ich schlafe immer super, nach meinen Yogakursen. Ich komme immer fitter raus, als ich reingegangen bin. Ich wusste schon vor meinen Geburtsvorbereitungskursen, wie man am besten aufsteht, wie man sich am besten hinlegt und wo sich meine Beckenbodenmuskeln befinden. 
Ich glaube, der Kurs gibt mir einfach einen Wohlfühlbonus für die Schwangerschaft. 
Er ist eindeutig Minis und mein Moment in der Woche. 

Wer also Yoga mag - unbedingt ausprobieren. 

Manchmal versuche ich, mir diese Moment nach Hause zu holen und ich finde, dass das dank youtube auch tatsächlich gut funktioniert. Matte ausrollen, "Schwangerschaftsyoga" bei youtube eingeben, Videolänge aussuchen und ausprobieren. Je weniger ich jetzt arbeite und je mehr ich Zeit für mich habe, umso mehr mache ich das zu Hause tatsächlich. Dabei sind aber zwei Dinge zu beachten, die der Grund sind, dass so youtubeyoga nicht meinen wöchentlichen Kurs ersetzen können: 
1. Ich merke jedes Mal, dass ich definitiv mehr Schwierigkeiten habe, wirklich abzuschalten, wähle oft kürzere Videos aus, um doch irgendwie Zeit zu sparen, gucke tatsächlich manchmal auch, "wie lange noch". 
2. Ich bin immer froh, gleichzeitig an einem richtigen Kurs teilzunehmen, bei dem es einen Lehrer gibt, der mich auch korrigiert. So habe ich dann bei den Positionen immer die Korrekturstimme meines Lehrers im Kopf und weniger Angst, irgendetwas falsch zu machen. 
Vielleicht auch noch wichtig: wenn mich eine Position nicht überzeugt, dann mache ich sie auch nicht. Ich denke, gerade als Schwangere und ohne Lehrerauge, ist es sehr wichtig, keine Risiken einzugehen. 

SPAZIEREN GEHEN: 


Meine Königsdisziplin. Nicht, weil ich es jetzt unbedingt toller finde, als Yoga zu machen. Sondern, weil es so einfach ist. Weil Monsieur M. so oft mitmacht, wenn nicht auch meist der Motor fürs Losgehen ist. Weil ich mir den Effekt nicht im Traum hätte vorstellen können. Weil es etwas ist, was ich auch nach der Schwangerschaft beibehalten möchte. Weil ich dankbar bin, dass ich einmal damit angefangen habe. Weil ich auch hiernach besser schlafe. Auch, wenn ich manchmal alleine gehe - wenn Monsieur M. mitkommt, dann ist es nicht nur mein und Mini's Moment. 
Es ist unser Familienmoment. Unsere Familienstunde oder halbe Stunde oder unsere Familien-zwanzig-Minuten. Und dabei spielt die Länge meist keine Rolle. Wenn Monsieur M. vorher Laufen war und müde ist, oder wenn ich vom Tag müde bin, dann wird die Runde um den Block eben kürzer. Und wenn wir total müde losgestiefelt sind, aber beim Gehen und Reden in die Laune kommen, dann wird es eben länger. Und wir reden und reden und reden. Was am Tag schlecht gelaufen ist, was am Tag gut gelaufen ist, wie ich nun doch immer langsamer gehe, wie viel öfter als am Anfang wir stehen bleiben müssen, weil Mini sich mit ordentlichen Kicks am Spaziergang beteiligt. Was unsere Pläne sind. Ob wir wohl umziehen wollen. Wann wir wohl umziehen wollen. Wie lange es noch bis zum Wochenende ist. Wie die Geburt wohl wird. Und überhaupt. Und manchmal schweigen wir auch nur. Dieser wunderbare Frühling oder auch Frühsommer 2015 hilft natürlich beim Rausgehen am Abend. Aber wir sind ganz ehrlich auch schon mehrmals im wasserfesten Schuhen und Regenschirm losgezogen. 
Und es war jedes Mal mindestens genau so schön. 

Tatsächlich war ich vor der Schwangerschaft keine Spaziergängerin. In den Bergen wandern - klar. Am Meer entlang gehen - immer. Aber nur Spazieren um des Spazieren willens - nö. 
Das hat sich definitiv geändert und wie gesagt: ich hoffe, dass ich und meine kleine Familie das so Beibehalten können. 
Jedem, der das hier liest, und jedem, der es hören will, würde ich wirklich empfehlen: 
Geht einfach mal los! 


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